(5.5.2009) »Das kann man nicht erzählen« - ‘Aktion 1005′ - Wie die Nazis die Spuren ihrer Massenmorde in Osteuropa beseitigten

Wir möchten euch gerne eine Veranstaltung unserer Genoss_innen von der Gruppe antifaschistische Perspektiven des Erinnerns empfehlen:

Kommunikationszentrum paradox, Bernhardstr. 12, Bremen um 19.30h

Lesung mit dem Autor Jens Hoffmann, Berlin

Im Januar 1942, nachdem die Rote Armee den Vormarsch der Wehrmacht auf Moskau gestoppt hatte, begann die nationalsozialistische Staatsführung Vorsorge zu treffen für den Fall ihrer Niederlage. Unter der Tarnbezeichnung “Aktion 1005″ ließ sie ab Frühjahr 1943 zahlreiche Kommandos aufstellen, die die Spuren deutscher Verbrechen nach einem immer gleichen Muster beseitigten: mehrheitlich jüdische Häftlinge wurden von Beamten des Sicherheitsdienstes (SD) und Angehörigen deutscher Polizeieinheiten gezwungen, Massengräber zu öffnen, die Leichen aus den Gräbern zu holen und auf Scheiterhaufen zu verbrennen, bevor schließlich auch sie selbst ermordet wurden.

Gestützt vor allem auf Aussagen und Berichte der wenigen überlebenden Arbeitshäftlinge sowie auf Protokolle staatsanwaltschaftlicher Vernehmungen ehemaliger Kommandoangehöriger unternimmt diese Studie erstmals den Versuch, die von Deutschen und ihren Helfern während des Zweiten Weltkriegs begangenen Massenverbrechen und die Verwischung der Spuren dieser Verbrechen im Zusammenhang darzustellen. In seinem Vortrag wird Jens Hoffmann einen Überblick zur Organisation und Praxis der “Aktion 1005″, zu den Tätern, Tatorten sowie zur juristischen und historiographischen Aufarbeitung geben. Gelesene Passagen aus Feldpostbriefen des Schutzpolizisten, Karl Fischer, erzählen von der “Feierabendseite” der Verbrechen, während die Aussagen von Leon Weliczker-Wells, eines Überlebenden des Lemberger “Aktion 1005″-Kommandos, den Alltag der Häftlinge bezeugen.

Das vorgestellte Buch erschien 2008 im konkret Verlag Hamburg in der Reihe Ermittlungen.

Jens Hoffmann veröffentlicht seit einigen Jahren zur Geschichte der Shoah und zum Widerstand gegen den Nationalsozialismus.

In der Reihe Antifaschistische Perspektiven des Erinnerns der Rosa-Luxemburg-Initiative e.V., die Rosa Luxemburg Stiftung in Bremen. Wie nahezu alles, ist auch das Erinnern im gesellschaftlichen Kontext keine neutrale oder gar objektive Handlung, sondern geprägt von der eigenen Biographie, den Interessen, Werten, Gefühlen, Standpunkten, Motiven. Wer erinnert wann, wo, an was und warum? Mit unserer Veranstaltungsreihe wollen wir über erinnerungspolitische Debatten und Orte informieren, sie zur Diskussion stellen und vielleicht auch gemeinsam sehen, ob und wie wir in bestehende Erinnerungsdebatten konstruktiv eingreifen und an Gedenkorten mitwirken können.

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