(18.10.2008) associazione delle talpe: Einführung in die Kritik des Antisemitismus

Den Wahn entlarven!

Referent_innen von associazione delle talpe

18. Oktober 2008 von 11 bis 16 Uhr im Infoladen Bremen / St. Pauli Str. 10-12

Mit dem Ausspruch „Die Juden sind unser Unglück.” lieferte Heinrich von Treitschke 1879 die Leitparole für den modernen Antisemitismus.

Dieser löste den religiös motivierten Judenhass des Mittelalters ab, indem er die damals beliebte Rassentheorie auf Jüd_innen übertrug. Das Judentum wurde zu einer Rasse konstruiert,

die man für Krisen und andere negativ empfundene Aspekte der Moderne verantwortlich machte. Die Nazis unterstellten eine, die einzelnen Nationen zersetzende “jüdische Weltverschwörung”. Dieser antisemitische Wahn wurde im Nationalsozialismus von der Mehrzahl der Deutschen unterstützt und gipfelte in der industriell organisierten Ermordung von sechs Millionen Menschen durch Massenerschießungen,

Aushungerung in Ghettos, tödliche Zwangsarbeit und letzlich in den Gaskammern der Konzentrations- und Vernichtungslager. Der Name “Auschwitz” ist zum Symbol dafür geworden.

Antisemitisches Denken ist auch heute noch weit verbreitet – der Soziologe Heitmeyer zeigt in seinen Studien zu „Gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit”, dass aktuell 20% der Deutschen dem klassischen „Nazi-Antisemitismus” zustimmen. Gar 55% verstehen, dass man etwas gegen Juden hat, wenn man sich die israelische Staatspolitik anschaut und demonstrieren damit Israelbezogenen bzw. neuen modernen Antisemitismus.

Egal ob in klassischer Form oder verborgen in einer Kritik an Israel – Antisemitismus ist in jeder Form zu entlarven und konsequent zu kritisieren!

Im Seminar wollen wir uns mit Euch darüber auseinandersetzen, was antisemitisches Denken und Handeln ausmacht. Dabei sollen uns einige Gedanken zur Theorie und Kritik des Antisemitismus der Gesellschaftstheoretiker Theodor W. Adorno, Max Horkheimer und Moishe Postone helfen, die wir Euch kurz vorstellen möchten. Vorweg gibt es einen knappen historischen Überblick über die Entwicklung des Judenhass vom religiös motivierten Antijudaismus, über den Rassenantisemitismus der Nationalsozialisten bis hin zu gegenwärtigen Formen des Antisemitismus. Um das Seminar anschaulich zu machen, haben wir viel Bild- und Textmaterial zusammengetragen und sind offen für alle Eure Fragen und Diskussionsbeiträge. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

Die Einführungen setzen keine Vorkenntnisse voraus. Gewünscht ist eine respektvolle und offene Diskussionskultur, bei der sich niemand für Fragen zu genieren braucht oder sich wegen detaillierter Expert_innendebatten langweilen muss. Mit den Einführungen möchten wir zu Diskussionen über Geschichte, Theorie und Praxis der radikalen Linken anregen. Dabei geht es uns um die gemeinsame Aneignung und Weiterentwicklung kritischen Wissens. Denn die Waffen der Kritik gilt es für künftige Auseinandersetzungen scharf zu halten …

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