(11.9.2008) TOP Berlin: Völkischer Antikapitalismus - Globalisierungskritik und Antikapitalismus von Neonazis.

Intros: Einführungen in kritische Gesellschaftstheorie

Referentin von Theorie. Organisation. Praxis (TOP) Berlin
Do.11.09.2008 / 19.30 Uhr Infoladen / St.-Pauli-Str. 10-12 / Bremen

Neonazis beteiligen sich an Protesten gegen die Hartz-IV-Gesetze und mobilisieren in globalisierungskritischer Manier gegen den G8-Gipfel. „Autonome“ und „freie“ Nationalisten skandieren antikapitalistische Parolen auf ihren Demonstrationen und fordern auf ihren Transparenten „Revolution!“.

Inzwischen ist das Phänomen nicht mehr neu, doch einige Reaktionen aus der Linken wirken immer noch unbeholfen und empört. Wie bei der Diskussion um die „autonomen“ Nazis wird oft zu voreilig unterstellt, die Nazis würden einfach ein (angeblich) erfolgreiches Konzept der radikalen Linken „klauen“ – eine Erkenntnis, die in diesem Fall etwa 100 Jahre zu spät kommt. Denn „Nazi“ steht schließlich für „National-Sozialist“ – der Begriff verweist schon auf den rechten Antikapitalismus.

Hinter dem völkischen Antikapitalismus der Nazis steht ein eigenes Konzept von Sozialismus, von Wirtschaft und Gesellschaft, das nichts mit einer marxistischen Kapitalismuskritik gemein hat. Doch genau dieses Konzept war bekanntlich in Deutschland einmal politisch äußerst erfolgreich und hat den Diebstahl bei der Linken deshalb höchstens auf der Style-Ebene nötig.

Mit der Veranstaltung möchten wir einerseits die reaktionären und antisemitischen Gundlagen des völkischen Antikapitalismus herausarbeiten. Andererseits soll auch ein, in der Linken leider populärer, Phrasen-Antikapitalismus kritisiert werden, der immer wieder Anknüpfungspunkte für verschwörungstheoretisches und antisemitisches Denken bietet und Fenster und Türen nach Rechts hin öffnet.

Die Gruppe Theorie.Organisation.Praxis (TOP) Berlin veröffentlichte letztes Jahr zum Thema die Broschüre „Nationaler Sozialismus – ‚Antikapitalismus‘ von völkischen Freaks“.

Die Einführungen setzen keine Vorkenntnisse voraus. Gewünscht ist eine respektvolle und offene Diskussionskultur, bei der sich niemand für Fragen zu genieren braucht oder sich wegen detaillierter Expert_innendebatten langweilen muss. Mit den Einführungen möchten wir zu Diskussionen über Geschichte, Theorie und Praxis der radikalen Linken anregen. Dabei geht es uns um die gemeinsame Aneignung und Weiterentwicklung kritischen Wissens. Denn die Waffen der Kritik gilt es für künftige Auseinandersetzungen scharf zu halten …

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